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Geschichte Krakaus

 

Frühes Mittelalter
966 - 1370
Krakau ist Hauptstadt des
polnischen Königreiches

Das Goldene Zeitalter
1386 - 1572
Blüte zur Zeit der Renaissance

Wahlkönige und polnische Teilungen
1572 - 1795
Polen verschwindet von der Landkarte

Die K&K-Monarchie
1795 - 1918
Drittgrößte Stadt des Habsburger-Reiches

Erster und Zweiter Weltkrieg
1914 - 1945
Kurze Zeit der Demokratie,
dann der Terror der Nazis

Der Sozialismus
1945 - 1989
Stagnation und Protest unter Sowjetherrschaft

Nach der Wende
1989 - heute
Der mühsame Weg zur Marktwirtschaft

Nach der Wende

Polen hat es noch immer nicht geschafft - noch nicht ganz: die Arbeitslosigkeit beträgt heute, 2005, fast 20 %, ebenso groß ist der Teil der Bevölkerung, der mit dem Maßstab der Europäischen Union gemessen als "arm" gilt.

Während im Jahre 2001 noch einmal die reformierten Ex-Kommunisten die Wahlen gewannen - wie auch schon 1993, nur wenige Jahre nach dem Fall der Mauer also - waren es im September 2005 die bürgerlichen Parteien, das liberale "Bürgerforum" PO und die konservative "Partei Recht und Gerechtigkeit" PIS, die die Wahlen zum polnischen Parlament, dem "Seym", für sich entschieden. Während die PO die Steuern einheitlich auf 15% senken wollte, trat die PIS mit einer teilweise antideutschen Wahlwerbung auf, die von den Medien als nationalistisch empfunden wurde. Als Law&Order Partei wolle Sie Polizei und Justiz besser ausstatten - gemunkelt werde, es beginne die Zeit der "Abrechnung" mit den Ex-Kommunisten, unter deren politische Vergangenheit 1989 in Polen zunächst nur ein "dicker Strich" gezogen worden sei.

Der PIS stehen die beiden Brüder Kaczynski vor - zwei eineiige Zwillinge. Der eine war Warschauer Bürgermeister und und ist nun Staatspräsident, der andere wurde nach dem Wahlsieg der PIS in 2005 Ministerpräsident. Beide waren schon zur Zeit der Kommunisten politisch aktiv und sind Gründungsmitglieder der Gewerkschaft Solidarnocz. Ihre Eltern waren während des Zweiten Weltkriegs Widerstandskämpfer. Die beiden Brüder gelten als überzeugte Christen.

 

Glosse des Verfassers:
Polen gilt nach wie vor als sehr katholisch - der verstorbene Papst Lech Walesa wurde in der Nähe Krakaus geboren (in Wadowice). Millionen hörten ihn, als er in den 80er Jahren noch zur Zeit des Sozialismus Polen besuchte.
Eine politische Partei, die entgegen traditioneller religiöser Überzeugungen - nämlich: "Gebt des Kaisers was des Kaisers ist" und "Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in den Himmel kommt" das Wirtschaften für und im Diesseits, also den Leistungsgedanken bzw. die "Arbeit" in den Mittelpunkt des Lebens stellen will, muss auch für Gerechtigkeit in diesem Bereich sorgen, also . für Bedingungen, die eine solche Anstrengung im diesseitigen Leben als vernünftig erscheinen lassen. Bekannt geworden ist das in den Nachwendejahren entstandene Wort, die neuen Banknoten seien als Geld verkleidete Lebensmittelkarten - während aber das Nichtkaufenkönnen per Karte dem Nichtfunktionieren des Systems in die Schuhe geschoben werden konnte, laute nun die Botschaft: "Du hast zu wenig Geld, du hast dich nicht genug angestrengt." (vgl. Gawin, Krakau und Umgebung, S. 39),

Kein Wunder, dass die Sozialisten deshalb die Wahlen verloren, weil sie durch Korruptionsskandale zeigten, dass sie es mit dem Leistungsstreben doch nicht ernst meinten. Ähnlich ging wohl das System des Sowjetsozialismus - was sich vor allem im katholischen Polen früh abzeichnete, wo eine Militärdiktatur die Wende abwenden sollte - daran zugrunde, dass wohl keine Propaganda dieser Welt aus einem überzeugten Christen einen Held der Arbeit machen konnte, der als Ziel seines angstrebten angestrengten Schaffens und Wirtschaftens vor allem die Versorgung einer "Roten Armee" und einen absurden Schutz des Vaterlandes annehmen mußte.

Korruptionsskandale scheinen so für eine startende Marktwirtschaft das zu sein, was vielleicht eine auf dem Roten Platz landende Cessna für einen im Kriechgang wirtschaftenden Sozialismus bedeutete.

Das neue politische System in Polen steht also vor der Herausforderung, zum einen Leistung lohnend zu machen und dabei - nicht auf Leistung beruhende - Ungleichheit nicht in demotivierender Weise zuzulassen - oder aber einen erfolgreichen, durchmaschinisierten "Casino-Kapitalismus" zu ermöglichen, der mehr oder weniger alle nach ihren Bedürfnissen zufrieden stellt, ohne dass ein "berufliches" Engagement erforderlich wäre, und ein Leben ohne Schuften in Freizeit und Frieden zur Realität zu machen - wobei letzteres heute schon in Medien wie Film, TV und, Radio als gar nicht so utopisch - und insoweit irgendwie immer noch "marxistisch" - dargestellt wird.

Insofern scheint es keine schlechte Idee zu sein, den Gedanken der Gerechtigkeit und der Normbeachtung in den Vordergrund noch immer postsozialistischer Wahlen in einem religiösen Land zu stellen. Es überrascht also so gesehen nicht, dass die Brüder der PIS als Sieger aus den Wahlen des Septembers 2005 hervorgingen. Ob dieser Wert- und Regelbeachtung erfolgreich eine liberalistische Ergänzung des "Macht auch Spass, die Nebensache Geld, man muss es nur ausgeben" zur Seite gestellt werden kann, wird die Zukunft zeigen.

 

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