Rom - Stuckaturen
und Strukturen der Stadt Wahrscheinlich hat Rom eine der vielfältigsten Hotel- und Übernachtungsszenen der Welt. Gesorgt sein muss seit den Goldenen 50ern nicht nur für den internatioalen Jetset des berühmten "Dolce Vita", sondern auch für die allerärmsten Bettelpilger. Einer der Übernachtungstipps für
christliche Romfahrer: Casa
Kolbe Mir fallen zum Thema "Reich und Arm"
zwei römische Landmarken ein: eines der berühmtesten,
wenn nicht das berühmteste Luxushotel in Rom überhaupt
steht schräg nach rechts versetzt am oberen Ende der Spanischen
Treppen, welche wohl den zentralen Umschlagsplatz des modernen
Roms verkörpern. Es ist das Hotel Hassler. Vor dem
Eingang reicht die Aussicht an einem ägyptischen Oblisken
vorbei weit nach Süden zur Kuppel des Petersdoms. Das Hotel
ist nach außen hin völlig unscheinbar, wer sich ihm
annähert, bekommt aber vor parkenden Rolls Royces etc. sofort
Respekt und verschafft sich statt Einblick in die im Innern zu
vermutende Leibhaftigkeit der Höheren Klassen lieber einen
klare Kopf, was die Stadtgeographie anbelangt. So befindet sich
rechterhand von der Kuppel des Petersdomes - also westlich davon
- das Foro Olympico, nämlich ein in der Zeit Mussolinis
gebautes Olympiastadion - ein Parallelstück zum neurenovierten
und umgebauten Berliner Olympiastadion aus den 30er Jahren. Außer
dem "EUR"-Viertel ganz am südliche Stadtrand Roms
ist also ein Aufenthalt in der offiziellen Jugendherberge,
die in der Nähe des Foro liegt und vom Stadion ihren
Namen hat, immer auch eine Gelegenheit, in den Schattenseiten
der Geschichte zu schnüffeln. Damit ist ein Bereich markiert, wo sich
die Geschichte Roms in Bauwerken ganz gut gemischt veranschaulichen
läßt: Im Westen die Spanischen Treppen und noch ein
wenig weiter - nicht versäumen zu besuchen - die Piazza
di Popolo, im Norden die Stazione Termini, im Süden das
Kolosseum.
Die Schneise durch das Forum Romanum ist wohl nur das letzte Beispiel für "moderne" Eingriffe in die entwickelte bzw. übriggebliebene Bausubstanz der Stadt. Erhebliche Umgestaltung erfuhr diese Gegend bzw. ganz Rom nach der Einigung Italiens unter der Fahnenträgerschaft des Nationalhelden Garibaldis. Als in Mailand die ersten Großschornsteine zu rauchen begannen, wurde in Rom wie auch in andern Großstädten der Welt ganze Straßenkomplexe in einer historisierenden Manier errrichtet: der Gründerzeit-Boom baute eben nocht nicht in Beton - das gab es erst nach Corbusier, Mies van der Rohe - sondern so, als lebte die Welt noch in der Zeit der Ritterburgen oder aber der französischen Revolution und napoleonischen Kriege - die wiederum an vergangene Zeiten der Vernünfigkeit und sTringenz anknüpften. Insofern läßt sich in der "Via Nazionale" oder in der "Via Cavour" der klassizistischen Baustil dahingegehen betrachten, inwieweit sich die kommende Sachlichkeit des Bauens ankündigt. Damit steht der Norden des Zentrums, südwestlich der Stazione Termini im Kontrast zur erhaltenen mittelalterlichen Altstadt Roms südlich davon, zwischen Tiberinsel und dem "Corso", der von der Piazza di Popolo im Westen am Duce-Palast vorbei zum Kolosseum führt. Übernachtungstipps: Anschaulich lassen sich zwei berühmte Monumente mit dieser Nord-Süd-Einteilung verknüpfen: die Fontana die Trevi mit Anita Ekbergs Nacktbad der 50er Jahre in einem Renaissancebrunnen in einem vom prüden, "viktoranischen" 19. Jahrhudnert geprägten Stadteil (als solle das heissen: "endlich geschafft, Industrialisierung und Abschaffung aller Sparsamkeit"), und das mitten in "romantischen" Atstadtgassen gelegene Pantheon, vor dem die Renaissance-Päpste wohl einen ägyptischen Obelisken errichten ließen, sich aber zum Bau neuer Paläste von der Bausubstanz bedienten. Ganz in der Nähe des Pantheon zu finden
ist das Hotel
Mimosa (empfohlen von mehr als 5 Reiseführern).
Zwei weitere Hotels in der Nähe, die ebenfalls oft erwähnt
sind in Travel Guides: Albergo
Abruzzi, Albergo
della Lunetta Und: enger verknüpft mit dem alten
Rom geht's wohl nicht: Hotel
Teatro di Pompeo Das Pantheon ist eine architektonische Meisterleistung der Blütezeit des römischen Reiches - vielleicht nicht zufällig wurde gerade der Kuppelbau in Roms Nachfolgerin, in Konstantinopel, in Gestalt der Hagia Sophia tradiert und imitiert. Auffallend ist auch, dass der so genannte romanische Baustil, wie er bis zur Zeit der Gotik in Europa vorherrschte - und wobei die Gotik eine so verstandene Romanik quasi auf die Spitze trieb, den "Bogen spannte" - den Kuppelbau wohl nicht zum zentralen Gestaltungselement machte - meiner spontanen Vermutung nach: weil es sich eben um eine technische Höchstleistung handelte - sondern "Kirchenschiffe" baute. Vielleicht ist die Kirche "Sagrade Familia" in Barcelona eine Parodie auf diese Strategie - sehr hohe eiffelturmeske gotische Schiffe könnten wohl ganz ohne Bogenbau auskommen. Für mich stellt sich anhand dieser als Exponate von Gesellschaften aufzufassenden Baumerkmalen die Frage, ob der verwunderliche Niedergang des Römischen Imperiums einherging mit einer Regionalisierung der Wirtschaft. So wie heute der Verbund der Länder Europas nicht mehr Europäische Wirtschaftsgemeinschaft heißt, sondern Europäische Union, könnte auch im Römischen Imperium durch die schiere Größe des Ganzen der für die Bereitstellung der Infrastruktur nötige Apparat eine solche Komplexität erreicht haben, dass für den - später von Karl Marx, der sich auch sehr mit Geschichte beschäftigte, "Überbau" genannte Apparat sich über Milität und Strassenwesen - Brückenbau! - hinausgehend, sich nicht auch noch um die Wirtschaft - damals vor allem: Landwirtschaft auf Großbetrieben - kümmern konnte, sondern sich am liebsten sogar mit "Brot und Spielen" befaßte. Die römische Landwirtschaft blieb also vielleicht in ihrer Tätigkeit - vielleicht nicht in Subvention und Besteuerung - aber doch in ihrer Tätigkeit, sich selbst überlassen bzw. hatten sich die Verhältnisse umgekehrt: nicht mehr sollten Straßen und Legionen die "friedliche Subsistenz" durch rational operierende Sklavenhaltereien ermöglichen und beschützen sondern umgekehrt sollte eine als selbstverständlich ertragsreich "for granted" hingenommene Landwirtschaft für einen gloriosen Imperialismus sorgen bzw. für eine aufwändige Infrastruktur, die schon mit der Versorgung großer Stadtzentren mit weit entfernt angebautem Getreide stark gefordert war, erst recht aber von einem vor allem als Heeresstraßenbau begriffenen Ausbau der einstmals schlicht der überregional organisierten Wirtschaft dienenden Handelswege. Wer also die Baustile Europas studieren möchte, findet in Rom in Gestalt des Kuppelbaus reichlich Anschauungsmaterial - und auch romanische Kirchen, die "Basilika" genannt werden - nach einem Profanbau des Forum Romanum, in dem Waren verkauft, in dessen Nachbarschaft, dem "Forum Trajanum" aber auch verteilt wurden. Dabei könnte man sich die Frage stellen: war der Untergang des Römischen Reiches mit einer Regionalsierung, mit einer Parzellierung der Landwirtschaft verbunden, die einen Brückenbau nicht mehr erforderlich machte und einen solchen auch gar nicht hätte finanzieren können. Damit bestünde ein charakterisierendes Element des frühen mittellalterlichen Baustils der Verzicht auf Kuppel- und Bogenbau - da am Brückenbau geübt, dieser aber aufgrund einer autarken Regionalisierung der Landwirtschaft ("Feudalismus") auch nicht mehr erforderlich. All dies gilt es zu bedenken, wenn ich das nächtse Mal eine Banknote der EU in die Hand nehme. Interessant und wohl ein "schweres" Indiz für die vorgetragene Annahme ist, dass die Kuppeldecke des Grabmals des Theodorich in Ravenna, das zur Zeit der Völkerwanderung entstand, aus einem Monolithen, aus einer einzigen großen Steinplatte gemacht ist.
Beweisend für diese Vermutung wäre, wenn mit dem Untergang des Römischen Reiches auch der Brauch verschwunden wäre, dass noch vor Triumphzug einer siegreichen römischen Legion am neu dem Reich eingegliederten Ort ein Triumph-Bogen zu errichten war - wie etwa noch heute in Städten an der türkischen Ägäis und Riviera zu bewundern. Wichtige antike Ausfallstraßen Roms heißen. Via Aurelia, Via Cassia, Via Flaminia, Via Salaria, Via Nomentana, Via Tiburtina, Via Casilina, Via Appia. Die Bedeutung des Bogenbaus für Profanbauten wird auch deutlich am wasserheranführenden Viadukt, der erst von den Päpsten der Renaissance wiederbelebt wurde (die einem Viadukt ähnlichen Bögen zur Engelsburg dienten als Fluchtweg einer wohl per Brunnen versorgten Engelsburg), wie auch an der Renaissance-Kuppel des Petesdoms - aber auch im Süden taliens mit Bezug zum deutschen Mittelalter an den Innsenräumen des streng geometrischen Castel del Monte des Stauferkönigs Friedrich II. in Apulien. Dieses Castell gilt auch deshalb als mysteriös (vielleicht insgeheim Vorlage für den bekannten Roman Umberto Eccos "Im Namen der Rose") weil es nie bewohnt war - so also an die Infrastruktur römischer Straßen anküpfend, die ein schnelle Besetzung erlaubten - ohne dass diese Strassen aber vorhanden gewesen wären. Diese simple Bedingung kann vielleicht sogar die unterschiedliche Entwicklung Deutschland und etwa Frankreichs erklären: in Deutschland versuchten die "zentralen" Kaiser vielleicht durch die Errichtung sogenannter Pfalzen den fehlenden Unterbau für "Walzen" zu kompensieren - was nicht gelangt, es kaum zur Regionalisierung, in Frankreich ging man anders vor: der Landadel wurde nach Paris geholt und durfte vor den Toren, im Tal der Loire auch schon mal ein Wochenendhaus errichten, nicht aber in der "Provinz" eine Hausmacht errichten, vom "Kurier des Zaren" kaum erreicht. Wer tiefste "Romantik" hautnah erleben möchte, ist vielleicht in Trastevere am besten aufgehoben. Das ist der Stadtteil südlich der Tiberinsel, südlich auch des Vatikans. Einer der sieben Hügel Roms, der Aventin, befindet sich südlich des Forum Romanums aber auf der gegenüberliegenden Tiberseite - und diese Gegend hat sich zu einer aktuell noch sehr angesagten Nightlife-Zone gemausert. Tipps für Übernachtungen in Trastevere:
Casa
di Santa Francesca Roma , ein "romanisches"
Kloster, ab ca. 50 besprochen von
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